Bei der sechsten Auflage der selbst organisierten Nacht der offenen Ateliers galt erneut die Devise: Entdecken, erkunden, staunen und Gedanken austauschen. Die meisten Kunstspaziergänger und -radler hatten sich anhand des Faltblatts im Voraus ein paar interessante Stationen herausgepickt und sich so ihre ganz private
Kunstroute zusammengestellt. Andere starteten an einem Punkt und ließen sich danach spontan treiben. Egal ob nun in einem Kabuff mit inspirierender Atmosphäre, einem nüchternen Arbeitsraum in einer Wohnung oder gleich in einem ganzen Atelierhaus: Die 30 Künstler, die diesmal an der Nacht der offenen Ateliers teilnahmen, hatten sich für ihre Gäste ganz schön ins Zeug gelegt und ihnen das Finden mittels des außen angebrachten leuchtend gelben Emblems erleichtert.
Zwei neue Kunstorte erschienen in diesem Jahr auf dem Plan: Zum einen das vor knapp einem Jahr bezogene Atelier von Magdalena Schneider in der Schwarzwaldstraße, zum anderen in der Basler Straße die von den neuen Besitzern in den vergangenen anderthalb Jahren aufwändig restaurierte ehemalige Raymond-Villa. Ein idealer Ort für die kürzlich aus dem Köln-Bonner Raum hierher gezogene Illa Arens, ihr Lieblingsprojekt
„Wohnen mit Kunst“ zu präsentieren. „Was war zuerst da – die Wand oder die Bilder?“, wurde die Künstlerin gefragt. In der Tat korrespondierte beides perfekt miteinander. Illa Arens genießt nach eigenen Angaben die Kleinstadt und hat schon vor ihrer ersten Teilnahme an der „Nacht der offenen Ateliers“ bemerkt, dass es hier durchaus ein Interesse für Kunst gibt.
Neben neuen Orten wartete manches Neue auf den Leinwänden und Staffeleien der Künstler auf erste Blicke von Besuchern. Mit dem Kabinett der verlorenen Dinge präsentierte etwa Beate Fahrnländer ihr aktuelles Sujet: ein Klammerdirndl, eine Tonkassette, die Badekappe oder – typisch für die ehemalige DDR und deshalb für die meisten Besucher erklärungsbedürftig – das Seifenkörbchen. Der Pareidolie, also der Kunst, in Bildern vermeintliche Gesichter, Wesen oder Dinge zu verstecken, widmet sich Wladimir Fuchs seit geraumer Zeit meisterhaft, und Marga Golz erkundet aktuell malerisch in einer Serie von Kopftuchbildern den Begriff Camouflage. Auch für das leibliche Wohl sorgten die Kuünstler selbst: in der Pop-up Bar mit Foto-Projektion auf eine benachbarte Hauswand im Atelier- und Werkhaus K 18 und an einem wie aus der Zeit gefallenen Kiosk sowie einem Lagerfeuer in der Schönfärberei, wie die Ateliergemeinschaft am Aichelepark seit einem Jahr heißt.
Dort freute sich um 23 Uhr Christoph Geisel: „Ich bin sehr glücklich über die tolle Stimmung und die positive Resonanz. Viele Leute haben mir von anderen Orten erzählt, an denen sie etwas Besonderes erlebt haben oder an denen sie zuvor niemals waren“. Eine Besucherin der Schönfärberei bezeichnete die Veranstaltung als „eindrückliches Mega-Event“. Sie käme aus dem Bewundern gar nicht mehr hinaus. „Ich wurde ermuntert, weiterzumachen und auch gerade neue Kunstorte einzubinden, damit die Nacht der offenen Ateliers so spannend bleibt. Viele freuen sich schon aufs nächste Jahr“, berichtet der Organisator.
Und die besonders herbeigewünschten jungen Besucher, sind die in diesem Jahre auch gekommen? „Ja“, meint Bildhauer Michael Jaks, der seine Mutter Sylvia Jaks als Gastkünstlerin eingeladen hatte. Schön, dass die nach vielen Jahren erstmals wieder ältere und juüngst entstandene Gemälde zeigte. Die jüngste Käuferin, die sich für ein Bild aus der Minigalerie von Christoph Geisel begeisterte und einen besonderen Kunst-Erstsammlerinnen-Rabatt bekam, war übrigens noch keine zehn Jahre alt.